Gewinn, 01.01.2006

Die Schulen für Hochbegabte

Hochbegabte haben es in Österreich nicht leicht. Kaum jemand weiß, dass es für wenige, aber doch Schulen gibt.

Die Sir Karl Popper Schule (SKP), die einzige Schule Österreichs für Hochbegabte, möchte eines nicht sein: eine Eliteschule. Vielmehr versteht sie sich als ein "Schulversuch für Hochbegabte" geführter Teil des Wiedner Gymnasiums.Und damit kann auch ein zweiter – vor allem in Wien weit verbreiteter – Irrtum ausgeräumt werden: Die SKP befindet sich nicht in dem Gebäude in der Nähe des Westbahnhofs, auf dem in großen Lettern "Sir Karl Popper Schule" steht, sondern ist ein Teil des Wiedner Gymnasiums am Wiedner Gürtel.

Ein anderer weit verbreiteter Irrtum ist, dass die SKP eine teure Privatschule ist. Tatsächlich handelt es sich um eine öffentliche AHS, an der kein verpflichtendes Schulgeld zu zahlen ist. Dennoch überweisen die Eltern einen freiwilligen monatlichen Betrag von 70 Euro an den Elternverein, mit dem Zusatzangebote wie Auslandsreisen, Projekte oder Ateliertage finanziert werden. Es ist zwar eine Schule, dennoch wird ausgesiebt, und zwar durch eine schriftliche und mündliche Aufnahmeprüfung. Abgesehen von den Zusatzangeboten unterscheidet sich die SKP methodisch von Regelschulen. 

"Die Schüler gestalten ihr lernen aktiv mit", so Hofrat Dr. Günter Schmid, Direktor der SKP. "Jeder Lehrer vereinbart mit seinen Schülern ein so genanntes Contracting." Darin werden Lernziele, die Erwartungen von Lehrern und Schülern sowie die Beurteilungsmethoden (Tests, Schularbeiten) festgehalten. In der siebten und achten Klasse bekommt die Schule einen universitären Charakter. Die Schüler stellen sich ihren Stundenplan selbst zusammen, die Anwesenheitspflicht wird auf 70 Prozent reduziert. Manche haben sich in der siebten beispielsweise schon auf den Chemie–Unterricht spezialisiert und gleich nach der Schule mit dem Chemie–Studium begonnen. Unter dem Motto "Uni goes Popper" halten Universitätsprofessoren an der SKP Vorlesungen und Workshops. Die Schüler bekommen so einen ersten Einblick in die Lehre der verschiedenen Fachrichtungen.