Kurier, 15.12.2004

Hochbegabten–Förderung als Vorbild für das Schulsystem

Sir–Karl–Popper–Schule sucht sich Lehrer selber aus / Schüler bewerten Lehrerleistung

Sind die Erfahrungen aus der Hochbegabten–Förderung der Sir–Karl–Popper–Schule in Wieden auf das Regelschulsystem übertragbar? Die Antwort von Bernhard Görg, Präsident des Vereins zur Förderung der Popper–Schule, ist eindeutig: Ja, natürlich.

So hat die Popper–Schule die Möglichkeit, sich die Lehrer selbst auszusuchen. Ein Modell, das sich laut dem Direktor der Popper–Schule, Günter Schmid, sehr bewährt hat: "Nicht jeder Lehrer ist für jede Schulsituation geeignet. Das ist ein Frage der Haltung. Wir müssen also selektieren."

Görg tritt daher dafür ein, die Auswahl der Lehrer durch die Schule auch im Regelschulsystem einzuführen: "Wir müssen uns zum Hauptkunden bekennen. Das sind die Schüler und nicht die Lehrergewerkschaft."

Aus diesem Grund gibt es an der Popper–Schule auch eine regelmäßige Bewertung der Lehrer durch die Schüler. Der Versuch des früheren Stadtschulratspräsidenten Kurt Scholz, ein solches System an den Wiener Schulen einzuführen, ist am Widerstand der Lehrer gescheitert.

Vorbildwirkung hat die Popper–Schule auch bei der verpflichtenden Weiterbildung für Lehrer sowie der regelmäßigen Evaluierung durch externe Experten. Sehr gute Erfahrungen hat man auch mit dem Gegenstand "Kommunikation und soziale Kompetenz" gemacht.

Görg ist sich darüber im Klaren, dass die Popper–Schule zwar Vorbildwirkung haben kann, aber noch lange keine Gesamtänderung des Schulsystems bedeutet. Trotzdem versprüht er Optimismus: "Auch ein großer Regen beginnt mit einem Tropfen auf den heißen Stein."

– Andreas Anzenberger