Kurier, 21.06.2001

Ruf nach "Zeugnis für Lehrer"

Gute Erfahrungen mit "Feedback für Lehrer" in Sir–Karl–Popper–Schule

von Andreas Anzenberger

 In einer Woche wissen alle Schüler, wie ihre Leistung von den Lehreren eingeschätzt wird: Zum Schulschluss werden die Zeugnisse verteilt.

Wie die Leistung der Lehrer von den Schülern eingeschätzt wird, wollen die meisten Pädagogen lieber nicht wissen. Es ist leicht vorstellbar, wie "Lehrer–Zeugnisse" aussehen würden, wenn die Lehrer ihre Drohung wahrmachen und ab Herbst die Skikurse absagen.

Die Sir–Karl–Popper Schule für Hochbegabte ist eine löbliche Ausnahme. Die Erfahrungen mit dem "Feedback für Lehrer" sind dort sehr gut. Das ist ein Ergebnis der Evaluation (Bewertung) der Popper–Schule, die Studienautor Ernst Gehmacher sowie die VP–Politiker Bernhard Görg und Andreas Salcher am Mittwoch vorgestellt haben. Für Görg ist es "unverständlich", dass sich eine Berufsgruppe dagegen wehrt, zu erfahren, wie sie auf andere Menschen wirkt.

Der frühere Stadtschulratspräsident Kurt Scholz hat bereits vor vier Jahren den Versuch unternommen, ein "Feedback für Lehrer" einzuführen. Allerdings hat die große Mehrheit der Pädagogen die ausgefüllten Fragebögen nicht ausgewertet.

Das "Feedback für Lehrer" ist eine von mehreren Maßnahmen, die laut Studie zur Übernahme ins Regelschulsystem empfohlen werden. Denn die Sir–Karl–Popper–Schule sei nicht nur zur Ausbildung von Hochbegabten da, unterstrich Görg. Die dort gemachten Erfahrungen sollten allen Schulen zugute kommen.

Empfohlen wird daher der Abschluss von "individuellen Lernverträgen": In der Popper–Schule werden Lernverträge abgeschlossen, in denen die Ziele der Schüler in den jeweiligen Fachbereichen fixiert werden. Mathematik–Begabte haben so die Möglichkeit, sich auf Mathematik zu konzentrieren und ihre Ziele in anderen Fächern niedriger anzusetzen.

Ein weiterer Vorschlag ist die Einführung eines Faches "Sozial–Kompetenz".

Der Direktor der Popper–Schule, Günter Schmid, erklärt, warum: "Selbst von jedem Baupolier werden heute Führungsfähigkeiten erwartet."